Amok-Taten in Deutschland

Die malaiische Sprache dürfte den wenigsten Menschen in Deutschland vertraut sein. Ein Wort, das malaiischen Ursprungs ist hat es aber geschafft, sich fest in den Wortschatz der westlichen Länder einzuprägen: Amok. Im allgemeinen Sprachgebrauch existieren auch die Zusammensetzungen Amokfahrt, Amoklauf und Amokflug, bei denen jeweils auf die Art der Fortbewegung bei der Durchführung der Amoktat Bezug genommen wird. Bisher nicht gefunden habe ich Amokschwimmen und Amoktauchen. Das liegt möglicherweise darin, dass diesen Arten der Fortbewegung in der regel eine langsame Geschwindigkeit zugeschrieben wird. das passt nicht zu der Wahrnehmung, derzufolge Amok auch immer zu Wut und Raserei in Beziehung gesetzt wird.

Im anglo-amerikanischen Sprachraum sind auch noch die Begriffe Going postal (wegen einer Serie von Amokläufen durch Postangestellte) und School Shooting (wegen der Häufung solcher Taten im schulischen Umwelt) in Gebrauch.

Was waren nun die bekanntesten derartigen Taten in Deutschland?

Amoktaten vor dem 2. Weltkrieg

  • Saarbrücken 1871: 2 Verletzte
  • Stuttgart / Mühlhausen 1913: 14 Tote; Der Täter, Ernst August Wagner, gab sich auch philosophisch. Er wird in der Wikipedia zitiert mit dem Satz: Es ist des Volks viel zu viel, die Hälfte sollte man gleich totgeschlagen. Sie ist das Futter nicht wert, weil sie schlechten Leibs ist. Von allen Erzeugnissen des Menschen ist ausgerechnet der Mensch das schlechteste.
  • Bremen 1913: 5 Tote, 23 Verletzte

Amoktaten nach dem 2. Weltkrieg

  • Volkhoven 1964: 11 Tote (einschließlich Täter) und 22 Verletzte
  • Essen-Kray 1972: 5 Tote
  • Eppstein-Vockenhausen 1983: 6 Tote (einschließlich Täter) und 14 Verletzte
  • Karlsruhe 1985: 5 Tote und 4 Verletzte
  • Euskirchen 1994: 7 Tote (einschließlich Täter) und 8 Verletzte
  • Bad Reichenhall 1999: 5 Tote (einschließlich Täter) und 5 Verletzte
  • Dillingen / Sierck-les-Bains (Frankreich) 1999: 6 Tote (einschließlich Täter) und 11 Verletzte
  • Eching / Freising 2002: 3 Tote, 1 Verletzter
  • Erfurt 2002: 17 Tote (einschließlich Täter)
  • Coburg 2003: 1 Toter (der Täter) 2 Verletzte
  • Emsdetten 2006: 1 Toter (der Täter) 7 Verletzte
  • Winnenden 2009: 16 Tote (einschließlich Täter) und 11 Verletzte
  • Ansbach 2009: 10 Verletzte
  • Lörrach 2010: 4 Tote (einschließlich Täter) und 18 Verletzte
  • Dossenheim 2013: 3 Tote (einschließlich Täter) und 5 Verletzte
  • Kerpen / Langerwehe 2013: 3 Tote und 3 Verletzte
  • Dossenheim 2013: 4 Tote (einschließlich Täter) und 5 Verletzte
  • Düsseldorf / Erkrath 2014: 3 Tote
  • Leutershausen 2015: 2 Tote
  • München 2016: 10 Tote (einschließlich Täter) und 5 Verletzte (nicht gerechnet Verletzte durch Massenpanik)
  • Düsseldorf 2017: 9 Verletzte
  • Münster 2018: 3 Tote (einschließlich Täter) und (mehr als) 20 Verletzte

Diese Übersicht ist sicherlich nicht vollständig, weil bestimmte Taten nicht als Amok eingestuft wurden. Andererseits kann man in manchen der hier aufgelisteten Einzelfälle die Einordnung als Amok in Frage. Trotz, so meine ich jedenfall, ist die verstärkte Häufung solcher Taten seit Beginn des 21. Jahrhunderts nicht zu übersehen. 15 der 25 Taten geschahen seit dem Jahr 2000.